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Früchte? JA! Aber mit Bedacht!

Nein nein, ich mache keine 180° Wendung … ich halte Früchte immer noch für unsere optimale Nahrung. Zusammen mit VIEL Grünzeug!!!

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Allerdings ist beim Früchteverzehr etwas Wichtiges zu beachten – zumindestens dann, wenn du nicht direkt in den Tropen oder wenigstens Subtropen wohnst und deine Früchte selbst reif vom unbehandelten Baum erntest, um sie dann auch zeitnah zu verzehren!!!

  1. Der allergrößte Teil der im Handel erhältlichen Früchte (auf jeden Fall in den Ländern Nord- und Mitteleuropas) wird unreif geerntet! Dadurch enthalten diese Früchte, selbst wenn sie anschließend nachgereift sind, aggressive Säuren, die die Nieren belasten, die Knochen und Zähne angreifen usw. Das gilt übrigens auch für unreif geerntete Tomaten!
  2. Ebenfalls die allermeisten im Handel angebotenen Früchte sind weit von ihrer ursprünglichen Form entfernt. Es handelt sich um Züchtungen, die auf Größe, Kernlosigkeit und vor allem hohen Zuckergehalt optimiert wurden! Die so entstandenen Früchte enthalten viel zu viel Zucker (nicht nur Fruktose, den ursprünglichen Früchtezucker, sondern vor allem auch Sucrose) im Verhältnis zu den enthaltenen Ballaststoffen und Mineralstoffen.

Was bedeutet das für deine Nahrungswahl?
Wenn du in der nördlichen Hemisphäre lebst, isst du Früchte am Besten überwiegend im Sommer und Frühherbst – nämlich dann, wenn sie in deiner Region reif werden und du sie auch in gut reifem Zustand (nicht nachgereift! baumgereift!) bekommen kannst. Ansonsten beschränke dich besser auf kleine Mengen. Eventuell magst du im Winter (in Maßen!) auf Trockenfrüchte zurückgreifen. Oder auf gute Tropenfruchtversender … obwohl selbst bei denen logistisch bedingt der Zeitraum zwischen Ernte und möglichem Verzehr direkt nach der Ankunft etwa eine Woche betrifft. Übrigens: auch unter dem Aspekt der thermischen Wirkung von Nahrungsmitteln, bekannt aus der Traditionellen Chinesischen Medizin, macht es Sinn, Früchte eher in der warmen als in der kalten Jahreszeit zu genießen.

Brennessel

Ansonsten wähle für deine Nahrung VIEL Grünzeug, Gemüse und in Maßen Fettfrüchte, Nüsse & Samen. Auch Letztere verzehrst du besser nur in Maßen – sie sind sehr fetthaltig und stehen, wie uns ein Blick auf die Natur verrät, natürlicherweise auch nicht das ganze Jahr in beliebiger Menge zur Verfügung stehen. Samen keimst du besser an vor dem Verzehr. (Warum das Keimen wichtig sein kann und in welchem Umfang Nüsse & Samen auf unserem Speiseplan vorkommen sollten, darüber kannst du im Artikel „Nüsse und Samen einweichen?“ mehr lesen.

Und wie werde ich satt???
Falls du Angst hast, von Gemüse, Wurzeln & Grünem als Hauptnahrungsmittel nicht satt zu werden: gib dir Zeit für die Umgewöhnung! Iss genug, um satt zu werden. Bevorzuge dabei Gemüse und Grünes, aber ergänze ausreichend sättigende Früchte (immer auf leeren Magen, also am Besten nur am Morgen!) bzw. Fettfrüchte. Auch Wurzeln und Knollen sättigen übrigens recht gut! Vergiss das Zählen von Kalorien und gewöhne dich nach und nach an ein größeres Volumen deiner Nahrung – über den Tag verteilt. Iss öfter kleinere Mengen statt zu versuchen, mit nur drei Mahlzeiten über den Tag zu kommen.

All diese Theorie … musst du mir natürlich nicht glauben. 😉
Mach deine eigenen Erfahrungen, achte auf deinen Körper & seine Reaktionen. Früchte haben eine sehr reinigende Wirkung, und gerade zu Beginn einer rohköstlichen Ernährungsweise und eventuell auch ab und zu zwischendurch tut eine derart gründliche Reinigung einfach nur gut! Für eine dauerhafte Ernährung brauchst du allerdings, so meine Erfahrung, wirklich baumreife, möglichst ursprüngliche, frisch geerntete Früchte! Und/oder dazu reichlich Grünes und Gemüse – Mengenverhältnisse je nach Qualität der Früchte.

Meine eigene Ernährung hat sich im Laufe von nun fast 10 Rohkost-Jahren immer weiter entwickelt. Und mein Körper hat mir im Laufe der Jahre immer deutlicher gezeigt, was er braucht und was nicht. Ich spüre immer deutlicher schon beim Verzehr, ob etwas gut tut oder nicht. Wann ich genug habe. Was mein Körper braucht. Und wenn ich nicht grad durch „Krisen“ unterschiedlicher Art abgelenkt bin, gelingt es mir meist auch recht gut, darauf zu hören und danach zu handeln. Aus dem hier (auf Teneriffa) vorhandenen Angebot an regionalen Früchten (reifer und frischer als in Deutschland, dennoch teilweise hochgezüchtet und vor allem häufig viel zu früh geerntet), Gemüsen und Grünzeug (bedauerlicherweise viel zu wenig Wildkräuter) wähle ich derzeit wenig süße Früchte (momentan Orange oder Papaya, nur am Morgen, mono), große Mengen an Gemüsefrüchten (Zucchini, Gurken, Mais), Wurzeln & Knollen (Süßkartoffeln, Chufas), Sprossen (Alfalfa, Bockshornklee, Rucola) und grünen Blättern (Salate, Löwenzahn, Borretsch, Spinat, Blätter von der Roten Bete, Algen). Etwa ein- bis zweimal die Woche Gemüsebananen, einmal die Woche Avocado, ein- bis dreimal gekeimten Buchweizen, einmal die Woche gekeimte Linsen oder Kichererbsen.

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In Deutschland (zuletzt im vergangenen Herbst) wähle ich überwiegend regionale Früchte oder hochwertige importierte Tropenfrüchte (Flugware, selten!). Auch oft gefrorene Durian. 😉 Mit den viiiiiel größeren Wildkräutermengen dort lässt sich, so mein Gefühl, die mäßigere Qualität der Früchte auch ab und zu ein Stück weit ausgleichen.

Nahrungsauswahl – Instinkt, Erfahrung, Achtsamkeit

In den Kommentaren hier und bei Facebook hat sich vor einiger Zeit ein interessanter Austausch entwickelt über die Frage, nach welchen Kriterien wir im Interesse unseres Wohlbefindens, unserer Gesundheit, unsere Nahrung auswählen sollten. Einerseits bin ich absolut davon überzeugt, dass mein Instinkt, meine Körperintelligenz, mir deutlich zeigt, was ich gerade brauche, wieviel, und wann ich genug habe. Allerdings setzt das voraus, dass das Angebot, aus dem ich wähle, natürliche/ursprüngliche, unverarbeitete, ungemischte, lebende (!) Nahrung ist. Schon was die Natürlichkeit angeht, wird es selbst bei Früchten schwierig. Denn die allermeisten Früchte, die wir heutzutage im Handel bekommen, sind auf gesteigerte Süße gezüchtet worden. Sie enthalten weit mehr Zucker und weniger Mineralstoffe und Ballaststoffe im Verhältnis zu ihrem Volumen, als uns gut tut. Hier rechtzeitig mit dem Essen aufzuhören, erfordert eine Achtsamkeit, die mangels Übung und aufgrund vieler Ablenkungen beim Essen häufig nicht (mehr) vorhanden ist. Viele von uns haben in ihrer Kindheit gelernt, zu essen bis der Teller leer ist, und damit verlernt, auf ihren Körper zu hören. Die gute Nachricht: du kannst das zurück erlernen! Indem du dir so oft wie möglich viel Zeit und Ruhe beim Essen gönnst, und wirklich jeden Bissen mit Aufmerksamkeit zu dir nimmst: was schmeckst du? Welche Empfindungen und Gefühle löst das aus? Wie fühlt es sich auf deiner Zunge, in deinem Bauch an?

Aber erst einmal zurück zur Auswahl. Lebten wir in einer naturbelassenen Umgebung und suchten unsere Nahrung bei Hunger dort zusammen, müssten wir uns keinerlei Gedanken darüber machen, was gut tut und was nicht. Wir leben aber in einer Welt des Überflusses; Überfluss vor allem an künstlichen, verarbeiteten, naturfremden, gezüchteten Lebensmitteln. Selbst wenn du dich einzig auf das Angebot an Früchten und Gemüsen beschränkst: unsere noch ursprünglich lebenden Vorfahren würden NICHTS davon als essbar identifizieren! Für eine langfristig funktionierende rohköstliche, natürliche Ernährungsweise braucht es also auch etwas Wissen und Erfahrung, um zu entscheiden, welche Nahrungsmittel denn überhaupt zur Auswahl stehen.

Das beginnt bei vielen Rohköstlern mit der Suche nach den Bezugsquellen von hochwertigen Früchten und Gemüsen, mit Fragen wie „welche Nüsse/Trockenfrüchte etc sind denn wirklich roh?“ und der Unsicherheit, ob und welche sogenannten Superfoods notwendig sind (gar keine!). Was unser Körper jedoch vor allem braucht, ist frische, unbehandelte pflanzliche Nahrung! Grüne Blätter, Gemüse, Früchte, Wurzeln. Und vor allem bei den Früchten (auch bei einigen Gemüsen) muss dabei beachtet werden, möglichst ursprüngliche, unverzüchtete zu wählen. Die Frage ist also, wieviel „angezüchteten“ Zucker (Sucrose statt Fruktose, auf Kosten der Mineralien, mit dem Effekt eines deutlich erhöhten glykämischen Index) sie enthalten.

Unser Körper ist perfekt angepasst an die Verwertung von Fruktose in den Früchten. Und selbst in mehreren Pfund guter Früchte sind nur wenige Löffel Fruktose enthalten. Nicht angepasst sind wir jedoch an sogenannte „schnelle Kohlehydrate“, also solche mit hohem glykämischen Index, wie die Stärke in Getreide und Kartoffeln, den Zucker im Honig oder in isoliertem Zucker … und eben auch in gezüchteten Früchten mit hohem Sucrosegehalt. Wobei es sicher dennoch besser ist, einen Teller Trauben zu essen als eine mit Zuckerguß überzogene Rosinenschnecke vom Bäcker 😉

Es geht also darum, basierend auf deinem Wissen eine geeignete Auswahl festzulegen, aus der du dann mithilfe deines Instinkts wählst, was du essen möchtest. Und – keine Panik: die Auswahl ist dennoch riesig! 🙂

Das heisst übrigens auch nicht, dass du jetzt ständig mit Listen über Zuckergehalt, Nährwerte etc. durch die Welt laufen sollst: mit ein bisschen Übung und Achtsamkeit wird dein Instinkt, dein Körper, dir schon bald zeigen, was geeignet ist und was nicht!

Womit wir bei der Achtsamkeit wären. Die, wie ich glaube, das Wichtigste überhaupt ist – nicht nur beim Essen. Sei aufmerksam bei dem, was du gerade tust (fühlst, schmeckst, …) und alles ist gut 🙂

Bei instinktivem Essen geht es nicht nur um die Auswahl dessen, was du jetzt gerade brauchst, sondern auch darum, wieviel du brauchst. Wann du genug hast. Manche natürliche Nahrungsmittel, wie Feigen oder Ananas, haben eine sehr deutliche Sperre, die dir zeigt, wann du spätestens aufhören solltest, davon zu essen. Sie führen zu unangenehmen Empfindungen wie einem Brennen auf der Zunge, wenn du zuviel davon isst. Mit einem Mindestmaß an Achtsamkeit spürst du das rechtzeitig und kannst aufhören, bevor dein ganzer Mund brennt. Bei anderen Früchten, insbesondere bei den gezüchteten, ist diese Sperre nicht oder kaum noch vorhanden. In dem Fall empfiehlt es sich, ganz genau darauf zu achten, wie gut dein Essen schmeckt. Sicher kennst du das: die ersten Bissen schmecken geradezu himmlisch, die nächsten dann noch gut, die folgenden so lala, und irgendwann schmeckt es einfach nicht mehr. Optimalerweise hörst du bei „gut“ auf zu essen. Meist reicht es dann auch für den Moment und du isst nach einer angemessenen Pause etwas anderes. Oder du bist noch hungrig und isst direkt etwas anderes – denke dann an die geeigneten bzw. ungeeigneten Kombinationen: Früchte immer einzeln essen / Proteine und Stärke nicht mischen / Gemüse, Salate und Fette können beliebig gemischt werden, auch mit entweder Proteinen oder Stärke. Zu einem solchen Essverhalten gehört natürlich neben Achtsamkeit auch die Disziplin, auf deinen Körper zu hören statt (sinnlos) zu versuchen, das Vergnügen zu verlängern.