Roh bleiben – Tipps & Unterstützung

Kochkost macht süchtig. Wer sich mehr oder weniger lange von gekochtem & verarbeitetem Essen ernährt hat, kann oftmals nicht einfach so damit aufhören. Das anhaltende Verlangen nach Gekochtem, selbst wenn deutliche Einbußen des Wohlbefindens dadurch erlebt werden, hat viele Gründe.

Neben verbreiteten körperlichen Abhängigkeiten (besonders häufig nach Getreide, Salz, Zucker) gibt es das manchmal nach langer Zeit plötzlich aufflackernde Verlangen nach längst vergessenen „Genüssen“, welches häufig die Entgiftung des Körpers von genau diesen Lebensmitteln kennzeichnet. In diesen Fällen lohnt es sich wirklich, standhaft zu bleiben & sich eine kurze Zeit zu disziplinieren; dann gehört dieses spezielle Verlangen recht bald der Vergangenheit an.

Schwieriger sind die psychischen Abhängigkeiten & Verwicklungen.

Übungen in Einfachheit

Über Jinjee’s Newsletter kam heute eine schöne Anregung: Eine Gruppe von Menschen hat Anfang des Sommers ein interessantes Experiment gestartet. Unter dem Motto „Six items or less“ („Sechs Teile oder weniger“) haben sie sechs Kleidungsstücke ausgewählt (Socken, Unterwäsche, Bade- und Sportkleidung nicht mitgerechnet) & nur diese einen Monat lang getragen. Natürlich mit der Möglichkeit, sie zwischendurch zu waschen 😉

Die TeilnehmerInnen haben das Experiment durchweg als sehr befreiende Erfahrung beschrieben. Ein Paar hat das Ganze noch erweitert: sie haben ihren gesamten Besitz (einschließlich Auto, Kleidung, Geschirr etc) auf 100 Teile pro Person reduziert.

Früchte: Sauerkirschen

Ausnahmen

Manchmal scheint es ein Wettbewerb zu sein – 100% Rohkost heisst das Ziel. Ohne „Ausnahmen“. Essen nach festen Regeln, nach strengem Plan. Was ist erlaubt, was verboten. Okay, manche leiden unter schweren Krankheiten & eine ausschliessliche Urkost-Ernährung ist ihre einzige wirkliche Chance – in dem Fall spricht sicher viel dafür, die 100% Rohkost (erstmal) diszipliniert in Form einer strikten Diät zu praktizieren. Aber mir geht es mehr um die vielen anderen, die es aus weniger dramatischen Gründen zur Rohkost zieht.

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Wenn Rohkost nicht gelingt

Dass für mich die Rohkost das Optimum der Ernährungsmöglichkeiten darstellt, brauche ich wohl nicht extra betonen. Eine individuell, mit Achtsamkeit & Gefühl für die eigenen körperlichen & mentalen Bedürfnisse, gestaltete Rohkost.

Immer mal wieder höre ich dennoch von Menschen, denen eine befriedigende Rohkosternährung nicht gelingt. Oder die gar gesundheitliche Probleme durch die Rohkost bekommen. Kann also eine rohköstliche Ernährung, die doch so heilend, energetisierend, wohltuend ist, auch schaden?

Selbstverständlich nicht die Rohkost an sich – es ist nichts Gefährliches an Früchten & Gemüse. Wohl aber das unreflektierte Befolgen von Ratschlägen aus Büchern oder aus dem Internet – häufig einzelne, unvollständige, aus dem Zusammenhang gerissene Tipps. Wer versucht, die Rohkost allein nach der Philosophie „Iss alles, was roh ist & nichts, was nicht roh ist“ zu praktizieren oder blind den Diät-Anleitungen, die auf den individuellen Erfahrungen einer anderen Person basieren, zu folgen, ohne auf die Bedürfnisse des eigenen Körpers zu achen, der wird vermutlich über kurz oder lang Probleme bekommen.

In gemischter Gesellschaft

Essen dient bekanntlich nicht nur der Ernährung des Körpers sondern hat auch eine soziale Komponente. Gemeinsame Mahlzeiten sind ein wesentlicher Bestandteil gesellschaftlicher Zusammenkünfte. Eine andere Art der Ernährung erfordert so auch neue Herangehensweisen an solche Ereignisse & manchmal einen wohlüberlegten Umgang mit anderen Menschen. Gleich vorweg: wirklich problematisch muss nichts dadurch werden!

Entgiftung – Haut – Sonne

Nach David Wolfe („Die Sonnendiät“) verläuft die Entgiftung des Körpers nicht linear, sondern in Kreisen & Wellen; der Körper heilt in Zyklen, die Auflösung und Ausscheidung der in Jahren angesammelten Schlacken dauert ebenfalls Jahre. Wolfe rechnet einen Monat 100%iger Rohkosternährung pro Jahr mit erhitzter toxisch belasteter Kost. Je nach weiteren Belastungen (Impfungen, Umweltgifte, Zahn-/Wurzelfüllungen etc) aus der Vergangenheit & nach „Naturferne“ des Lebensstils (fortbestehende Belastungen, mangelnde Bewegung usw) mag die Vergiftung durchaus noch deutlich länger dauern.

Sprossen & Keimlinge

Ich hatte in den letzten Wochen endlich mal wieder Zeit zum lesen & bin nun, inspiriert durch die Lektüre, bissel in Experimentierlaune. Z. Zt. versuche ich, mehr Keimlinge in unserer Ernährung unterzubringen. Biogene Nahrung. Darüber hatte ich hier kürzlich was geschrieben. Meine Lust am Zubereiten ist allerdings mäßig & mein Appetit auf Zubereitetes gering wie immer … glücklicherweise lassen sich Sprossen ja auch einfach so essen – als Beilage zu Obst oder Gemüse, oder auch mal als Wrap in großen grünen Blätter (Löwenzahn z. B., da haben die Blätter jetzt fast schon „Familienpackungs“-Größe).

Lesetipp: Die Sonnendiät

Das erste Buch zum Thema, das ich 2006, mit dem Beginn der Rohkosternährung, gelesen habe, ist bis heute eines meiner Lieblingsbücher zur Rohkost. Es ist sehr gut geeignet für den Einstieg; ich finde aber auch nach mehreren Jahren eigener Rohkost-Erfahrung immer mal wieder interessante Aspekte für mich darin. Die Rede ist von „Die Sonnen-Diät“.

David Wolfe beschreibt darin den Weg zu optimaler Gesundheit – ganzheitlich: Kern des Buches ist zwar die Sonnendiät, also die rohköstliche Ernährung; er geht aber auch auf all die anderen, ebenso wichtigen Aspekte zur Erlangung von Gesundheit (Lebenseinstellung, Sonne, Atmung, körperliches Training usw) ein & betont, dass letztlich die Ernährung Mittel zum Zweck ist: „Sei so sehr beschäftigt mit dem Erreichen deiner Ziele, dass du gar keine Zeit hast, ans Essen zu denken.“

Microgreens

Roh – warum eigentlich?

Aus dem „Friedensevangelium der Essener“: „Tötet weder Mensch noch Tier, noch die Nahrung, die euer Mund aufnimmt. Denn wenn ihr lebendige Nahrung eßt, wird sie euch beleben, aber wenn ihr eure Nahrung tötet, wird euch die tote Nahrung ebenfalls töten. Denn Leben kommt nur von Leben, und vom Tod kommt immer nur Tod. Denn alles, was eure Nahrung tötet, tötet auch euren Körper. Und alles, was eure Körper tötet, tötet auch eure Seelen. … Eßt darum nichts, was Feuer oder Frost oder Wasser zerstört hat. Denn gekochte, erfrorene und verfaulte Nahrung wird euren Körper ebenso verbrennen, erfrieren und verfaulen lassen.“

Alle unsere Lebensprozesse hängen von Enzymfunktionen ab. Nach Dr. Howell entspricht die Menge von Enzymen in unserem System unserer Lebensenergie & zeigt somit unseren Gesundheitszustand. Rohe, naturbelassene Lebensmittel enthalten eine Fülle der Enzyme, die für ihre Verdauung notwendig sind. Beim Kochen werden diese Enzyme zerstört. Beim Essen roher Nahrung werden also weniger unserer körpereigenen Enzyme für die Verdauung benötigt & stehen unserem Körper daher für andere Prozesse zur Verfügung. Beispielsweise zur Heilung von Verletzungen oder Krankheiten. Außerdem erhalten wir so eine ständige Zufuhr von Enzymen in unser System & steigern unsere Enzymenergie.

Köstliche Fülle

Figur, Gewicht, Bedarf

Mit Rohkost, urköstlich praktiziert, erreicht jedeR ihr/sein Idealgewicht!

„Ideal“ meint hier nicht irgendwelche fremdbestimmten Ideale wie Modelmaße oder dergleichen, sondern das dem eigenen Körper zugehörige, angemessene Gewicht. Das, welches wir vermutlich hätten, hätten wir uns von Geburt an natürlich ernährt. Denn auch bei Rohkost-Kindern ist deutlich erkennbar, wie die (ererbte) Veranlagung den Körperbau prägt. Zwar kenne ich definitiv keine übergewichtigen Rohkost-Kinder und auch keine, die bei richtig praktizierter Rohkosternährung unterernährt sind, aber die Spannbreite reicht durchaus von sehr zarten, schmalen Körpern bis hin zu kompakteren, kräftigen. Bei weitem nicht jedes Rohkostkind ist dünn!

Ebenso verlieren manche Erwachsene bei der Umstellung auf Rohkost Gewicht, während andere, vorher vielleicht untergewichtige, zulegen.